Vergangenes Wochenende haben wir nun das getan, was schon lange mal auf der Agenda stand - nämlich Berlin zu besuchen. Dass offenbar am langen Wochenende um den Maifeiertag die halbe Republik diese Idee hatte, sei hier nur am Rande erwähnt. Berlin war jedenfalls voller Touris und wir mittendrin. Zum Auftakt nahmen wir erst mal nen Imbiss im KadeWe ein, die Feinschmeckeretage ist ja nun wahrlich ein Fest für jeden, der gutes Essen zu schätzen weiss, weshalb wir erst mal ne Weile rumzogen, ehe wir uns für eine Auswahl von geräucherten Lachsen entschieden. Wirklich schade, dass man dort nicht öfter einkaufen oder naschen kann, aber vielleicht auch wieder gut für den Geldbeutel.
Am Maifeiertag konnte man in Berlin noch recht verbreitet die in Sachsen weitgehend ausgestorbene Spezies der Altlinken beobachten, die dort munter Sitten und Gebräuche zelebrierten, die ich seit 20 Jahren für ausgestorben hielt. Wir haben es vorgezogen, die neue Mitte Berlins zu besichtigen und es ist schon spektakulär, was da in den letzten Jahren so alles passiert ist. Viel Spannendes, Gelungenes, Rekonstruiertes - aber auch noch so manches Unfertige, Verfallene oder auch schlicht Hässliches. Insgesamt darf man die Wiederbelebung der Mitte aber ruhigen Gewissens als Gelungen betrachten.
Eine Bootsfahrt über Spree und Landwehrkanal erlaubte es, die verschiedenen Stadtbezirke mal von einer ganz anderen Seite zu betrachten, vor allem Kreuzberg überraschte als grüne Oase am Fluss. Sehr gelungen - nicht nur aus dieser Perspektive - auch die Architektur des Kanzleramts und der Gebäude des Bundestags. Für den Chemnitzer vor allem mit Bedauern zu sehen, wie oft es in Berlin gelingt, alte Industriearchitektur neuen Nutzungen zuzführen, statt ohne Sinn und Verstand alles abzureissen. Auch vom Mut zu interessanter und anspruchsvoller Architektur, könnte sich so mancher in Chemnitz wirkende Architekt die eine oder andere Scheibe abschneiden.
Der kulinarische Höhepunkt des Berlin-Besuchs war das erste Sterne-Restaurant, welches ich überhaupt bespeiste. Sehr spontan entschieden wir uns für ein zufällig am Wegesrand liegendes Restaurant, nämlich das Rutz. Überraschenderweise war auch noch was frei, so dass wir über mehrere Stunden ein Überraschungsmenüs auf uns wirken lassen konnten. Aus den versprochenen 5 Gängen plus Gruß aus der Küche wurden gefühlt 20, denn die einzelnen Gänge bestanden meist aus mehreren seperaten Gängchen, kunstvoll nebeneinander auf dem Teller angerichtet, jedes für sich ein Kunstwerk, sowohl für die Augen - aber vor allem auch für den Gaumen. Auch wenn in der Vielfalt des Dargebotenen die Menüfolge kaum mehr zu rekapitulieren ist, bleibt doch die Erinnerung an ein wirklich außergewöhnlich gutes Essen, welches durch eine stimmige Weinauswahl auch sehr schön begleitet wurde.
Den kulinarischen Gegenpol dazu bildete übrigens am folgenden Tag das Dönerparadies in Kreuzberg, wenngleich ich letztlich überrascht war, dass es insgesamt erschreckend wenig Dönerläden in dem von uns besuchten Teil Kreuzbergs gab. Das nennt man wohl Gendrifizierung ...
In Chemnitz ist unterdessen der Kleinstgarten wieder fit für den Sommer gemacht worden. Alle Pflanzen haben das Winterquartier verlassen und streben nun fröhlich neuem Wachsen und Blühen entgegen.
Dieses Wochenende waren wir endlich auch mal wieder im Erzgebirge wandern. Von Marienberg ging es über Pobershau zum Katzenstein und weiter in großem Bogen über das ruhige gelegene Gelobtland zurück nach Marienberg, mit vielen wunderbaren Ausblicken über das Erzgebirge und nach Marienberg. Pobershau liegt sehr schön im Tal der roten Pockau, ein wirklich nettes Örtchen. Ähnliches ließe sich sicherlich über weite Teile Marienbergs sagen - wenn die Stadt nicht, wie viele kleinere ostdeutsche Städte unter tödlicher Leere im Inneren leiden würde. Da nützt die beste Sanierung nix, wenn die Leute nicht raus gehen und die Straßen bevölkern. Was für ein krasser Gegensatz zum quirligen Berlin, und zu der Selbstvertsändlichkeit, mit der dort Straßencafes und Kneipen bevölkert sind.
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