Dienstag, 21. September 2010

Was blüht uns denn heute?

Ich stelle gerade fest, dass ich diese Rubrik den Sommer über sträflich vernachlässigt habe, dabei steht der Kleinstgarten gerade im prächtigsten spätsommerlichen Blütenkleid: Üppig im großen Kübel Astern und weit darüber schweben die leuchtend gelben Blüten des einjährigen Mädchenauges (Coreopsis). In voller Blüte stehen auch die vielen Fuchsien, die rote Passionsblume, vereinzelt blüht noch die gelbe Clematis und dazwischen leuchten rot die Hagebutten der Hechtrose.
Weit ragen die Blüten der Prachtkerze (Gaura) heraus, der Hibiskus ist voller roter und oranger Blüten und die Blattkakteen haben zu ungewöhnlicher Zeit noch mal Knospen angesetzt. Weiterhin blühen sehr ausdauernd die wilden italienischen Wicken, Löwenmaul, Sonnenblumen, Cosmeen, Zinnien und die leuchtend orangen kleinblütigen Studentenblumen (Tagetes), die roten Schönmalven (Abutilon) sowie natürlich Kappuzinerkresse. Alles äußerst farbenfroh, bleibt zu hoffen, dass der erste Frost noch etwas auf sich warten lässt und wir uns an dieser Pracht noch einige Wochen erfreuen können.

Boot fahren wie der Herrgott in Frankreich

Die Reise nach Frankreich beginnt mit einer Hochzeit. Gemeinsam mit vielen guten Freunden feiern wir 2 Tage lang den Matz und seine Frau in einer nicht weiter erwähnenswerten schwäbischen Kleinstadt. Ein rauschendes Fest und vor allem ein Wiedersehen mit vielen lieben Menschen. Am darauf folgenden Ruhetag bleibt noch Zeit, die Burg Hohenzollern sowie das schöne obere Donautal zu besichtigen.
Damit haben wir bereits die Hälfte der Strecke geschafft, dennoch braucht es noch mal fast 5 Stunden bis wir in einem französischen Supermarkt Vorräte tanken und diese kurz darauf in unser Hausboot umfüllen. Die Einweisung zum Boot ist recht knapp und auf französisch, ich gebe aber vor, alles zu verstehen, was rückblickend auch so grob hinkam. Vollgemüllt mit Klamotten und Vorräten wirkt das Boot zunächst recht klein, nach und nach entdecken wir jedoch üppigen Stauraum so dass das Boot dann doch recht geräumig wird. Und schon gehts los, ab in die erste Schleuse, die wir mühelos passieren. Danach ist erst mal Feierabend, der erste von etlichen Abenden irgendwo tief im Burgund und mitten in der Natur. Zum Bier gibts Kotellets mit Sahnesauce und Kartoffeln - die Küchenaussttattung auf dem Boot ist wirklich sehr ordentlich.
Auch der Test der Dusche am nächsten Morgen fällt zur vollsten Zufriedenheit aus. Während wir frühstücken, versucht ein aufgeregter Franzose uns zur Weiterfahrt zu bewegen. Wir ignorieren ih, was wir sehr bald bereuen werden. An diesem Tag tun nämlich die Franzosen das, was sie immer tun - streiken. Natürlich auch die Schleusenwärter und der aufgeregte Mann war die Notbesatzung der Schleusen, der sich dann aber erst 13:00 Uhr wieder blicken lass. Somit wurden wir zwangsweise auf eine dem Land angemessene Geschwindigkeit heruntergebremst. Am Nachmittag haben wir es dann immerhin noch bis Montbard geschafft, überglücklich passieren wir 6 Schleusen und gehen zur Feier des Tages erst mal neues Bier kaufen und später in ein freundliches Restaurant welches optisch zwar irgendwo in den 60ern stehen geblieben ist, aber überaus leckeres Essen bereithält.
So gehen nun die Tage auf dem Burgund-Kanal dahin, Boot fahren, etwa alle 2 bis 3 km schleusen, urige Natur und teils ebenso urige Schleusenwärter, die Pausen werden immer länger und der Ehrgeiz das ursprüngliche Ziel Tonnere zu erreichen schwindet dahin. Das Wetter wird täglich schöner, auf dem Flying Deck sitzend gemächlich durch die Landschaft deidelnd erkunden wir das Burgund. Gelegentliche Landgänge führen uns zu Schlössern, herrlichen alten Klöstern und in verträumte Käffer. Angelegt wird abends meist außerorts, herrlich die Ruhe und traumhaft ist so ein Essen am Tisch, der oft mitten in der weiten Landschaft steht.
Schnell ist die Woche auf dem Boot um und wir haben noch zwei Tage um das Burgund mit dem Auto zu erkunden. Zunächst besichtigen wir den Teil des Kanals den man besser nicht mit dem Boot fährt, nämlich die Schleusentreppen und den 3 km langen Tunnel am Scheitel des Kanals. Weiter nach Chateuneuf, ein uriges kleines Dörfchen mit Schloss, welches aber nichts mit dem gleichnamigen Weingut zu tun hat. Nachmittags geht es dann nach Dijon in eine schöne aber sehr laute und unruhige Altstadt. Dort gibt es abends auch wieder große Küche, dieses mal eine recht moderne und sehr leckere Interpretation der französischen Küche in einem ebenso modern gestylten Restaurant in der Nähe der Markthalle (Bistro DZ'envies). Das Menü liest sich wie folgt: 1) Marbré de foie gras de canard et pâte de mangue, savagnin, curry, amandes grillées et salsa (Entenleberpastete und eine Art Salat aus Melone und Sellerie), 2) Bouillon de légumes aux bourgeons de cassis, oeuf parfait (Gemüsesuppe mit pochiertem Ei), 3) Siphon de féves, dés de haddock et tomates séchées (Bohnenschaum mit Kabeljau und getrockneten Tomaten), 4) Porc fermier, dés seiche et chorizo des Aldudes, aubergine grillée (Schwein mit Chorizo und Aubergine), 5) Fraises confites, glace au Sechuan et lait du fruit, gros macaron (Erdbeeren, Eis, Milch und ein Keks) - lecker, nicht wahr? ;)
Am nächsten Tag geht es durch die Cote d'Or nach Beaune. Entlang der Cote reiht sich eine renommierte Weinlage an die andere, in den Orten laden unzählige Weingüter zur Verkostung. In einer Gegend in der zwei Drittel aller Grand Crus wachsen widerstehen wir jedoch der Versuchung, kistenweise Wein heimzuschleppen und begnügen uns mit einem leckeren Burgunder zum Mittagessen in einem kleinen urigen Bistro. Wunderschön ist Beaune, eine traumhafte Altstadt und spektakulär das alte Hospiz Hotel de Dieu. Wiederum gibt es abends feines Essen im Restaurant (Le Comptoir des Tontons), die Speisekarte kommt auf einer Seite, die Weinkarte ist ein Buch, der teuerste Wein zu EUR 3500, wir begnügen uns allerdings mit einem sehr viel preiswerteren Tropfen. Das Essen ist hier eher klassisch und regional, das Menü heisst "Promenade en bourgogne" und endlich bekomme ich auch mal ein Boeuf a la Bourgoignonne (Boeuf Charolais en Bourguignon, Purée de Légumes), welches wirklich auf der Zunge zergeht. Zuvor kommen Schnecken in einem feinen Kräutersud (Verrine d'Escargots de Bourgogne Henri Maire au Bouillon d'Herbes du Jardin) und eine Art Kuchen mit herzhaftem Käse (Biscuit à l'Ami du Chambertin et Vieux Marc de Bourgogne). Zum Abschluss ein ebenso simples wie genial leckeres mit Camembert überbackenes Schwarzbrot (Tartine De Chaourse au Pain d'Epeautre d'Arnaud) und schließlich ein feines Dessert (Sorbet Poire, Sirop de Cassis à l'Ancienne et Pain dEpices).
Nun heisst es schon wieder aufbrechen, über die Vogesen und einen Zwischenstopp im wunderschönen Colmar geht es nach Stuttgart, den Riedschor besuchen. Nachdem wir ihm am Abend erst mal mit feinstem Sächsisch in der ortsansässigen Gastronomie unmöglich machen, folgt am nächsten Tag eine schöne Wanderung auf den Bergen rund um Stuttgart, durch Weinberge, wunderschöne Streuobstwiesen und urige Wälder, die man im Speckgürtel Stuttgarts niemals vermuten würde.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Siegen, zu Besuch bei Rons Bruder. Siegen an sich wirkt trostlos, die Umgebung ist jedoch sehr schön, wir wandern einen Tag lang sehr schön durch das Rothaargebirge.
Tja, und schon sind wieder zwei Wochen Urlaub rum und Chemnitz hat uns wieder!