Dienstag, 29. Januar 2013

Whisky in Gelenau

Foto: Frank Richter
Wer würde wohl vermuten, dass im Keller eines unscheinbaren Einfamilienhauses im langgezogenen Straßendorf Gelenau das Whisky-Paradies zu finden ist? Mit Hilfe freundlicher Eingeborener ("Poasst auff, ieech erklärs eich! ... U dann es Bärschl nunner ...") finden wir nach nur kurzem Umherirren in bitterer Kälte schon das Ziel, die Gelenauer Marionettenspiele. Drinnen ist es vor allem erst mal warm und wir werden sofort herzlich willkommen geheißen.
Nach der Bestellung von "Weichei"-Bier (Specht Landbier) ist schnell klar, wer an diesem Abend die Opfer sind, nämlich wir, die Städter. In den unzähligen Späßchen, die Frank, der Chef des Hauses, in feinster Erzgebirgischer Mundart macht, nimmt er aber nicht nur uns und die anderen Gäste sondern gern auch mal sich selbst auf die Schippe ("So ein kleines Fass, ... 125 l, ... das bin quasi ich als Fass!"). Wir amüsieren uns bestens.
Dieser Frank, der Marionettenspieler, veranstaltet an diesem Abend aber nicht nur Spässchen, sondern eine Whisky-Verkostung. Natürlich gibt es nicht irgendwelchen Whisky, sondern nur vom Feinsten, das Beste was die Weiten Schottlands, aber auch der Rest der Welt so hergeben. Der Whisky-Kenner wird hier nichts vermissen, der Laie ist beeindruckt! Eine gar nicht mal kleine Auswahl an Whisky ist auf dem Altar (vormals Bühne) drapiert, bei Bedarf werden aber auch schnell weitere Flaschen aus dem mehr als 100 Sorten umfassenden Angebot herbeigeschafft. Frank führt uns sanft aber bestimmt auf unserer Tour, geht aber auch gern auf Wünsche ein, und so teilt sich die Verkostungsgemeinde schnell in mehrere Seitenlinien, die man mit ausgewogen (fruchtig, aromatisch, Sherry) oder krass (Mullbinde, frischer Teer) beschreiben könnte und die sich im Laufe des Abends weiter verästelt. Frank erzählt dazu ohne Unterlass, und so weiß man bald mehr, als man eigentlich wissen wollte. Am Ende des Abends hat so ziemlich jeder seine individuelle Trinkhistorie, die für die nicht so whiskyfesten Gäste auch auf dem Kassenbon festgehalten ist. Meine liest sich als Glengoyne 17 years, Dalmore 15, Suntori Yamazaki 18, Redbreast 12. Der Kenner wird schnell erkennen, dass hier die fruchtig-ausgewogene Schiene verfolgt wird. Mir wurde auch allein durch den Geruch der Nachbargläser klar, dass ich die torfige Schiene überhaupt nicht mag.  Alles was ich hatte, war ohne Frage sehr gut trinkbar, die Favoriten kamen klar am Ende, vom Japaner und vom Rotkehlchen könnte man sich echt mal ne Flasche hinstellen. Zum Aberlour kam es dann nicht mehr, aber der ist beim nächsten Mal fällig!
Zu allem Überfluss gab es dazu auch noch feinstes Essen, gekocht von Franks Frau Helga. Nach einer feinen Käsesuppe wurden Sellerie-Kartoffelstampf, Risotto mit Pilzen, Bohnen-Tomatengemüse, Salat, Schweinebraten und geräucherte Rinderbrust aufgetragen und bis zum Abwinken nachgefüllt. Alles äußerst lecker, vor allem aber Risotto, Stampf und Rinderbrust und von letzterer wiederum der etwas durchwachsenere und damit saftigere Teil, der am Ende auf den Tisch kam - herrlich! Natürlich durfte ein Dessert nicht fehlen, besser noch zwei, denn zu einer Sahne mit Haferflocken auf Himbeeren kam noch eine feine Käseauswahl, darunter auch ein herrlicher Obazder. Lecker!
So ging ein herrlicher Abend rum, wie man ihn sich schöner kaum wünschen kann - gern mal wieder!
Es ist herrlich, zu erleben, wenn jemand so sein Hobby zum Beruf machen kann!

Samstag, 26. Januar 2013

Kunst in Chemnitz

Ansehen! ist die unbedingte Empfehlung für den jüngsten Coup unserer Frau Mössinger, ihres Zeichens umtriebige Chefin der Kunstsammlungen Chemnitz. In einer außerordentlich gelungen Zusammenstellung sind die Werke des Leipziger Künstlerpaares Neo Rauch ("Abwägung") und Rosa Loy ("Gravitation") zu sehen.
Rauchs Bilder sind absolut sehenswert. Wenn man vor den Großformaten steht, wird einem sofort klar, dass der gewaltige Hype um Rauchs Bilder nicht grundlos ist. Szenen in altmeisterlicher Handwerkskunst werden in einen absurden bis surrealen Kontext gesetzt. Vieles wirkt unterschwellig befremdlich, irritierend, beängstigend, was oftmals weniger am dargestellten Sujet als an der Wahl der Farben liegt. Man sieht idyllische Landschaften und altertümlich gekleidete Menschen in dezent giftigen Farben. Die Bilder sind voller Details und Anspielungen, die sich erst beim zweiten oder dritten Hinsehen erschließen. Großartig!
Natürlich stehen Loys Bilder im Schatten der Rauchschen, können aber in der hier gezeigten Zusammenstellung erstaunlich gut gegenhalten. Einige der Bilder sind geradezu herrlich und voller witziger Details, wie etwa "B-Plan" oder "Dienststelle". Für beide Teile der Ausstellung kann man nur raten, sich Zeit zu nehmen. Erstmal alles sichten, setzen lassen, noch mal durchgehen, im Katalog blättern, der knapp aber gekonnt Hinweise zum Sehen gibt, und dann noch mal in Ruhe alles ansehen.
Großartig ist auch, dass es Frau Mössinger gelungen ist, eine Auftragsarbeit von Neo Rauch unter dem Titel "Abwägung" mit Hilfe von Sponsorgeldern anzukaufen. Dieses herrliche Gemälde soll künftig im Ratssaal des Chemnitzer Rathauses zu sehen sein. Damit wird an eine Tradition aus besten Tagen der Stadt angeknüpft, als mit Mitteln wohlhabender Bürger eine Kunstsammlung von Weltrang geschaffen wurde und die Stadt die namhaftesten Künstler ihrer Zeit anzog. Hoffen wir, dass dieses Ereignis Ausdruck eines neuen Selbstbewusstsein der Chemnitzer Bürgerschaft ist. Möge zudem die Rauchsche Allegorie der Abwägung zwischen Hochhäusern und Natur künftigen Chemnitzer Räten ein Denkanstoss sein.
Kunstsammlungen Chemnitz bis zum 10. Februar.

Montag, 7. Januar 2013

Ein Jahr in Bildern - Rückblick 2012

Ein Jahr ist um und graue Wintertage boten Zeit, Bilder zu sortieren und online zu stellen. Damit gibt es wieder den schönen grafischen Jahresüberblick 2012. Passwort gibts wie immer beim Autor.
2012 gab es eine ganze Menge schöner Wanderungen, von denen hier ja auch ausgiebig berichtet wurde. Höhepunkte der Wandersaison im letzten Jahr waren zweifelsohne die 9-tägige Kammtour durch Erzgebirge und Vogtland sowie eine dreitägige Tour durchs Elbsandsteingebirge. Daneben ging es durch so ziemlich alle umliegenden Flusstäler (Zschopautal und Flöhatal, Chemnitztal, Muldental, Schwarze Pockau), ins Erzgebirge, ins Limbacher Land und ein weiteres Mal ins Elbsandstein. Neben alten Gleisen bewanderten wir letztes Jahr auch neue Straßen. Eine schöne Tour führte uns mit den Rosa Löwen in die Anhaltinische Provence. Die geballte Bilderflut zu all diesen Touren gibts hier: [Wanderbilder 2012]

Neben den vielen mehr oder weniger ausgedehnten Wanderungen gab es 2012 auch zwei schöne Urlaube. Im Mai waren wir zwei Wochen auf den Kanaren, auf La Palma und unserer geliebten Insel El Hierro [Blog] [Bilder]. Im August gab es die nunmehr 5. Auflage der sogenannten Harz-Treffen mit alten Freunden und deren immer größer werdenden Familien. Mit nicht weniger als 6 Kindern hatten wir eine herrliche Woche in der Villa Lückendorf [Blog] [Bilder]. Kurzurlaube führten uns zudem nach Marienbad und zwei mal ins weihnachtliche Erzgebirge [Adventswochenende I] [Adventswochenende II].

Auch auf den Seiten von Saxdorf und dem Kleinstgarten sind 2012 wieder schöne Bilder hinzugekommen: [Saxdorf 2012], [Kleinstgarten 2012, neueste Bilder ganz unten]

Mittwoch, 2. Januar 2013

Chemnitzer Rundwanderweg - Der Norden

Blick auf Chemnitz bei Draisdorf
Das frühlingshafte Wetter lockt nach draußen - heute mal rund um Chemnitz bzw. die erste Hälfte davon. Auf dem Chemnitzer Rundwanderweg geht es vom Zeisigwald über den Chemnitzer Norden bis nach Rottluff.
Wir starten an der Endstelle der Linie 31 im Yorckgebiet und verlassen das Plattenbauviertel zügig Richtung Heideschänke. An der Heideschänke treffen wir schon auf den Chemnitzer Rundwanderweg, dessen grün-weiße Markierung über die ganze Strecke kaum zu übersehen ist. Lediglich in Röhrsdorf wird mal eine Markierung fehlen.
In der Hilbersdorfer Gartenanlage
Los gehts also durch den Zeisigwald bis zur Dresdner Straße. Gleich danach laufen wir durch eine große Gartenanlage Richtung Hilbersdorf, wo wir kurz in den lärmenden Verkehr eintauchen. Gleich darauf geht es aber wieder auf ruhige Nebenstraßen bis wir am Schnellen Markt wieder Wald in den Wal eintauchen. Durch den Schnellen Markt erreichen wir die ehemaligen Kasernen, die gerade zu einem schönen Wohnviertel umgebaut werden. Gleich darauf folgt wieder Wald, dieses Mal der Ebersdorfer. Zwischendurch gibt es mal eine schöne Aussicht Richtung Glösa am Waldrand wo wir auf einem Hochstand Rast machen. Bald darauf queren wir die Bahnlinie nach Riesa und erreichen durch die Kohlung die Glösaer Straße.
Damit haben wir das erste Drittel und leider nun auch das ruhigste Stück des Weges hinter uns. Gleich nach der Glösaer Straße überqueren wir die Autobahn, die wir für den restlichen Teil des Weges mehr oder weniger deutlich hören werden. Es ist eigentlich geradezu erschreckend, wie große Teile der Stadt durch die grenzenlose automobile Freiheit in Mitleidenschaft gezogen werden. Wir passieren auf unserem Weg viele auf den ersten Blick idyllische Wohnlagen, schöne Häuser im Grünen, aber leider mit unerträglichem Lärm gestraft.
Ende des Chemnitztalweges und
Beginn eines neuen Abenteuers
Wir laufen nun durch den dank der Autobahn sehr lauten Sechsruthenwald und erst als sich der Weg hinüber nach Draisdorf wendet, wird es wieder angenehmer. Wir überqueren bei Draisdorf die Chemnitz und stellen fest, dass am derzeitigen Ende des Chemnitztalradweges die stillgelegte Bahnstrecke, auf der der Weg mal weitergebaut werden soll, einer Erwanderung harrt. Das machen wir aber jetzt nicht, sondern laufen vorbei an der Kläranlage durch die schöne Heinersdorfer Siedlung bis an den Rand von Wittgensdorf. Von dort geht ein schöner Weg durch eine Gartenanlage in einem idyllischen Tal hinüber zum Chemnitz-Center. Ok, schön ist es hier natürlich nur für Leute, die das Gehör verloren haben. Am Chemnitz-Center ist schön ohnehin vorbei und wir laufen entlang der Ringstraße parallel zur Autobahn. Beim Blick auf den Parkplatz kann man allenfalls Mitleid haben mit all den armen Irren, die kurz nach der großen Konsumorgie schon wieder die Läden stürmen. Sofern Sie einen Parkplatz finden ...
Nach Passieren des Chemnitz-Centers tauchen wir recht unvermittelt in die Röhrsdorfer Dorflage ein, wo es wirklich schön sein könnte, wenn da nicht ... Unser Weg führt uns nun vorbei am Kreuz Chemnitz, wo wir noch mal so richtig Autobahnfeeling erleben dürfen. Man fragt sich, wo diese ganzen Autos eigentlich hinwollen ... Wahrscheinlich shoppen ... Zum Glück wendet sich unser Weg nun wieder ein wenig von der A 4 ab und kurz bevor wir in den akustischen Einzugsbereich der A 72 kommen, ist es für einen ganz kurzen Moment fast so ein bißchen wie ruhig. Wenn man sich die Autobahn weg denkt, könnte es hier richtig schön sein, weitläufig liegt die Rottluffer Flur vor uns und nach Erreichen des Höhenzuges haben wir einen tollen Ausblick auf die Höhenzüge im Süden von Chemnitz, die wir in gar nicht all zu ferner Zeit im zweiten Teil des Chemnitzer Rundwanderweges erkunden werden. Der erste Teil ist nun mit Erreichen der Rottluffer Dorflage auch schon zu Ende und der Bus 32 bringt uns schnell nach Hause.
Diese kleinere Hälfte des Chemnitzer Rundwanderweges ist knapp 25 km lang und nimmt gut 5 h in Anspruch. Die Route findet sich wie immer online. Und hier gibts Bilder.