Sonntag, 25. November 2012

Highway to Flöha

Highway to Flöha
Highway to Hell, so heisst es in einem Klassiker. Ganz so schlimm war es nicht, als wir die künftige Flöhaer Stadtautobahn kurz vor der Inbetriebnahme noch mal unter die Füße nahmen. Man denkt ja immer, so eine Autoschneise durch eine Stadt baut seit den 70ern keiner mehr, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass die Planer Flöha einfach nicht als Stadt erkannt haben.  Jedenfalls hat Flöha jetzt ne tolle Stadtautobahn mit einem jeweils irrsinnigen Netz von verschachtelten Auf- und Abfahrten an beiden Enden, mit Brücken für Autos, Fußgänger und allerlei anderes Getier und dazwischen ca. 5 km Rennstrecke mitten durch das, was man wohlwollend City nennen könnte.
Wir starten also am Anfang der Trasse am Ortsende von Niederwiesa, bestaunen das Gewirr von Auf- und Abfahrten und laufen frohen Mutes über frischen Asphalt. Eigentlich fast schon idyllisch liegt die Trasse zwischen Wald und Eisenbahn und bald erreichen wir den Ort. Wir laufen auf Höhe der Obergeschosse der Wohnhäuser, die teils kaum mehr als 10 m von der Trasse entfernt sind. Fairerweise muss man natürlich sagen, dass diese Häuser immer schon in Rufweite der Eisenbahntrasse lagen, so dass die neue Trasse hier einfach nur für anderen und noch kontinuierlicheren Lärm sorgen wird. Anderes als Autos ist auf der Trasse nicht vorgesehen, daher baut man für Fußgänger und Radfahrer auf Höhe des Bahnhofs nicht weniger gigantische, teils canyonartige Auffahrten und verwegene Brückenbauwerke, die es dem Nutzer auf wunderbare Weise erlauben, die zeitgenössische Betonbaukunst in allen Details zu erleben.
Kurz nach dem Bahnhof endet die Trasse recht unvermittelt in einer langgezogenen Linkskurve und einem gigantischen Kreisel, in dem die Trasse sich sogar selbst schneidet. Respekt! Rechten Sinn ergibt das Ganze nicht, aber man hat vielleicht letztmalig in Sachsen zeigen dürfen, was moderne Verkehrsbaukunst vermag.
Blick zur Augustusburg
Da wir natürlich nicht über die Trasse zurücklaufen möchten, schließen wir noch eine größere Wanderung an.  Am Trassenende halten wir uns querfeldein waldwärts, wo wir am Waldrand auf den Wanderweg ins Flöhatal treffen. Entlang der Flöhaaue laufen wir Richtung Falkenau. Es steht zu befürchten, dass sich auch hier die Planer und Straßenbauer noch mal austoben dürfen. Lesenswertes zur Flöhatalaue findet sich übrigens im Netz, entsprechende Verfahren sind bei Gericht anhängig. Wie auch immer, noch genießen wir die Ruhe und das dörfliche Falkenau.
In Falkenau queren wir die Bundesstraße und wandern hinauf zum Höhenzug zwischen Flöha und Frankenberg. Auf diesem Höhenzug verläuft dann auch unser Rückweg, mit immer wieder schönen Aussichten ins Flöhatal und ins Frankenberger Land, später auch zur Augustusburg, die majestätisch vor der Silhouette des Erzgebirges thront. Am Finkenmühlengebiet verlassen wir die Höhe und laufen hinunter ins Zschopautal, von wo es nur noch wenige Schritte bis zu unserem Ausgangspunkt sind. Auf den letzten Metern dürfen wir noch den Irrsinn des baulichen Hochwasserschutzes in Sachsen bewundern. Mit immer höheren Betonwänden werden die Flüsse eingeschnürt, um weiteren Wüstenrotwarzen in den früheren Überflutungsgebieten und Auen Platz machen. Wir sehen uns beim nächsten Jahrtausendhochwasser.
Damit schließt sich eine schöne spätherbstliche Runde in einer zum Glück noch nicht vollends betonierten Landschaft. Den Verlauf der 18 km langen Tour findet man hier. Und hier gibts Bilder.

Sonntag, 18. November 2012

Wilde Sau

Wilde Sau stand heute auf dem Speiseplan. Selbige lag seit Freitag in feiner Buttermilch vom Rößlerhof, nebst einigen Gewürzen (Pfeffer, Salz, Wacholder, Piment, Lorbeer) und Wurzelgemüsen (Möhren, Sellerie, Petersilienwurzel). Heute nun durfte die Sau raus, wurde kross angebraten, ebenso wie das Wurzelgemüse und dann für gut zwei Stunden zusammen mit der Buttermilch ab in den Ofen. Nebenher wurde eine Quitte mit einer Schalotte karamelisiert und mit Gewürzen aufgekocht. Nach dem Einreduzieren der Soße vom Schwein ging diese mit dem Quittenmus eine feine Verbindung zu einem schönen Sößchen ein.
Sau alleine ist fad, also musste noch eine würdige Beilage her. Beim Lommatzscher Gemüsebauern auf dem Markt gab es schönen Rosenkohl, ganz kleine Röschen, die ich alle noch mal halbiert habe. Wenig feinst gewürfelter Speck wird mit Butter angebraten, der Kohl dazu, etwas Zucker, Salz, Pfeffer, ein wenig Kümmel und schmoren lassen. Mit ein wenig Flüssigkeit aufgegossen hat man schon nach gar nicht all zu langer Zeit den geilsten Rosenkohl aller Zeiten.
Schließlich kommen noch Wickelklöße herzu, für die ein Kilo gekochter Kartoffeln vom Vortag gepellt und gerieben wird. Dazu 400 g Mehl und zwei Eier sowie Muskat und ordentlich Salz.  Das Ganze wird zu einem Teig verknetet, flach ausgerollt und schließlich werden kleine Quadrate mit in Butter gebratenen Semmelbröseln bestrichen und zusammengerollt. Die Wickelklöße waren mir etwas groß geraten, so dass sie fast eine halbe Stunde brauchten, bis sie im leise kochenden Wasser munter und leicht oben schwammen. Fein!
Übrigens reicht diese Menge Klöße für ca. 8 Portionen und das ist auch gut so, denn die restlichen Klöße verschwinden im Tiefkühler und harren ihrer Erweckung in Form gebratener Klöße. Fast noch besser, als im frischen Zustand!
Diese Wildsau war nicht umsonst auf der Welt.

Das Schalom am neuen Ort

Bildquelle: Schalom (www.schalom-chemnitz.de)
Das Schalom hat einen neuen Ort gefunden. Und dazu kann man eigentlich nur gratulieren!
Schon von außen macht das neue Schalom an der Zillestraße ordentlich was her. Drinnen wird es noch besser, stilvoll eingerichtet mit natürlichen Materialien, alles in einem sehr schlichten Design - einfach schön. Die gediegene Gestaltung lässt kein Detail aus, so gibt es neben der Bar zum Beispiel ein wunderschönes kleines Waschbecken zum rituellen Händewaschen. Man würde sich wünschen, in Chemnitz mehr Orte zu finden, die so gut gestaltet sind. Das Design kommt übrigens nicht von ungefähr, die Möbel stammen aus der Werkstatt von Tuffner - dort hat man dem Schalom wohl einen Freundschaftspreis gemacht - und auch die Gestalterlegende Clauss Dietel wirkte bei der Innengestaltung mit. Eine noch leere Terasse macht zudem Hoffnung auf schöne Sommerabende am Brühl.
Im Gegensatz zu früheren Besuchen im Schalom hat mich dieses Mal auch die Küche vollends überzeugt. Die verschiedenen Mezze waren ja immer schon sehr lecker. Doch dieses Mal gab es auch einen tollen Hauptgang, ein sehr leckeres Lammragout mit Couscous. Schließlich als Dessert israelische Datteln in einer Toffee-Mohnsauce - zwar elende süß, aber unglaublich lecker!
Bleibt zu hoffen, dass das Schalom nun in Chemnitz endgültig seinen Platz gefunden hat. Und dass die Brühlbelebung uns in den nächsten Jahren noch viele schöne Locations in dieser verkannten Toplage beschert.

Auf alten Gleisen vom Küchwald ins Chemnitztal

Güterbahnhof Altendorf
Ein schöner trüber Novembertag, was könnte man also Besseres tun, als alte Wege durch posturbane Stadtlandschaften zu erkunden. Und was eignet sich dazu besser, als stillgelegte Bahnstrecken, die eine wundersame Nebenwelt mitten in der Stadt erschließen.
Den ersten Teil dieser Strecke vom Küchwald nach Rabenstein gab es hier schon vor einiger Zeit, heute folgt nun die andere Richtung vom Küchwald ins Chemnitztal. Wir steigen unweit der Erzbergerstraße am Pleißbach auf dem Gelände des ehemaligen Altendorfer Güterbahnhofes in die Strecke ein. Von dort geht es Richtung Norden, durch Gartenanlagen zum Klnikum Küchwald und weiter durch den Wald, bis wir die Leipziger Straße unterqueren. 

Streckenende am Stellwerk Küchwald
(verwachsene Trasse in Bildmitte)
Weiter geht es in einem Taleinschnitt und bald erreichen wir alte Industriegebiete. Nach einiger Zeit queren wir die Bahnlinie nach Leipzig. Eine wirklich seltsame Welt eröffnet sich uns, alte Industriebrachen, eine eigenartige Hügellandschaft, vermutlich eine ehemalige Deponie und rundherum eine dschungelartige Wildnis. Land, das der Mensch nicht mehr braucht, man will es nicht Natur nennen, aber offenbar erfreut sich selbige hier bester Gesundheit. Erstaunlich, wie viele brach liegende Flächen es hier mitten in der Stadt gibt. Hier ist die Strecke auch etwas verwachsen, der Weg ist mühsam, bis wir am Stellwerk Küchwald urplötzlich wieder in der normalen Welt sind. Am Stellwerk biegt die Bahntrasse auf die Strecke nach Leipzig ein und da dort doch noch der eine oder andere Zug fährt, ziehen wir es vor, für den weiteren Weg das gängige Wegenetz zu nutzen.
Alter Bahnviadukt Chemnitztal
Durch ruhige Nebenstraßen laufen wir Richtung Kraftwerk, überqueren die Blankenauer und gelangen entlang des Fischwegs zum Chemnitztal. Wir folgen dem Chemnitztalweg und auf Höhe des Kraftwerks sehen wir, dass der alte Bahnviadukt über das Tal offenbar auch nicht mehr genutzt wird. Das wäre sicher auch mal interessant, über diesen Viadukt zu laufen, aber da muss man wohl erst mal ein paar Karten wälzen, um den Ein- und Ausstieg zu finden, ohne unter den Zug zu geraten.
Am Schönherrpark verlassen wir das Chemnitztal. In einer der urigen Kneipen am Schlossberg gibt es noch einen Kaffee und Kuchen und gestärkt geht es dann am Schloßteich entlang schnell nach Hause, wo sich die schöne Runde schließt. 
Heizkraftwerk
Die 12 km lange Tour kann hier nachvollzogen werden.
Weitere Bilder gibts hier.

Sonntag, 4. November 2012

Winterwanderung im Herbst

Auch wenn's schon ne Woche her ist, soll hier noch von einer Herbstwanderung, die überrraschend zum Winterausflug mutierte, berichtet werden.
Am letzten Samstag im Oktober trau ich morgens meinen Augen kaum, eine dicke Schneedecke die im Tagesverlauf auf fast 15 Zentimeter anwächst! Draußen noch blühende Pflanzen, die sich unter der Schneelast beugen! Vormittags schnell erst mal  in den Garten, um die blühenden Winterastern zu retten. Diese findet man aber auch nur, wenn man noch weiß, wo sie stehen, denn alles ist tief verschneit! Zumindest teilweise ist die Rettung aber gelungen, denn drei wunderschöne Sträuße stehen nun seit einer Woche in der Wohnung und werden sicher auch noch ne Weile aushalten. Diejenigen, die im Garten verblieben sind, haben übrigens die leichten Fröste auch überstanden und blühen ebenfalls noch. Gleiches ist über die schönen Sonnenhüte auf dem Balkon zu sagen, die munter mit einigen Löwenmäulchen um die Wette blühen.
Letzten Sonntag war Wandern im Erzgebirge geplant und das wurde dann auch durchgezogen. Wir treffen uns in Ehrenfriedersdorf, denn Ron war bei Schnee und Kälte zum Abklettern (!). Im Erzgebirge liegt ähnlich viel Schnee wie in Chemnitz, nur dass es hier kein Matsch ist und die Schneedecke bei Temperaturen um Null auch stabil bleibt.
Von Ehrenfriedersdorf geht es zunächst entlang der ehemaligen Bahnstrecke des Thumer Schmalspurnetzes nach Thum. Thum verlassen wir dann in nordöstlicher Richtung vorbei am Sportplatz. Kurz vor der Höhe bemitleiden wir frierende Kühe und genießen die schöne Aussicht auf die Winterlandschaft. Nach Überqueren der Kuppe gelangen wir in ein schönes Tal welches uns über die Forsthäuser und ein altes Kalkwerk gemütlich nach Herold führt. Die Mischung aus Schnee und buntem Herbstlaub ist faszinierend und ich kann mich nicht erinnern, diese Kombination schon mal erlebt zu haben.
In einem Ausläufer von Herold stoßen wir auf das Wilischtal, dem wir bis in den Ort Spinnerei entlang der Hauptstraße folgen. Vor der gleichnamigen Fabrik halten wir uns rechts und folgen auf einem Waldweg weiter dem Tal bis wir kurz vor Wiltzsch wieder die Straße erreichen. Dort halten wir uns wiederum rechts vorbei an einer Villa in den Wald und folgen so weiter dem Tal. Beim Waldhof erreichen wir wieder kurz die Straße und halten uns gleich wieder rechts, vorbei am Waldhof Richtung Venusberg. Zwischendurch wärmen wir uns immer mal wieder mit heißem Tee auf, eine feine Sache bei diesen Temperaturen. Wir laufen nun Richtung Zschopautal, jedoch nicht bis ganz hinab sondern folgen dem Zankerweg, der parallel zum Zschopautal auf einen Höhenzug führt. Dort beginnt der Rückweg, bald sehen wir das langgezogene Dorf Drebach, dass uns auf dem ganzen Rückweg begleiten wird. Nun gehts hinab nach Drebach, kurz entlang der Hauptstraße und alsbald nach rechts, immer mit gelber Markierung. Mit Verlassen des Ortes erreichen wir den Planetenwanderweg Drebach-Ehrenfriedersdorf. Wir halten uns nun auf dem Höhenzug westlich von Drebach mit vielen schönen Ausblicken über den Ort und bis weit über das Zschopautal hinaus. Es wird nun zunehmend frostiger, der Schnee knirscht und schnell bricht die Dämmerung herein, eine Stunde früher als tags zuvor! Mit dem Dunkelwerden erreichen wir Ehrenfriedersdorf und unser Rundweg schließt sich nach fast 30 Kilometern. Eine schöne, aber durch die Schneeverhältnisse sehr anstrengende Tour.
Darum haben wir uns lecker Essen verdient und das gibt es in der Topfmarktscheune in Burkhardtsdorf. Immer wieder eine lohnende Einkehr und bei Kürbissuppe, Landente und Reh sowie lecker Eis vom Rößlerhof klingt der Abend bei einigen Specht-Bieren gemütlich aus. Übrigens ist die Topfmarktscheune eines von zwei Restaurants der Region mit einer SlowFood-Empfehlung. Ich finde, das sollten mehr werden!
Ganz im Sinne von SlowFood gab es heute übrigens noch eine Kaffeeverkostung und Schaurösten bei der Kaffeefee in Wüstenbrand. Lecker, interessant und sehr sympathisch - auf jeden Fall ebenfalls eine Empfehlung wert!
Hier gibts weitere Bilder.

Donnerstag, 1. November 2012

Appetit machen

An solchen trüben Novembertagen hat man ja Zeit, Kochbücher zu wälzen und neue leckere Gerichte rauszusuchen. Nach ausgiebiger Bewertung bezüglich des zu erwartenden Geschmackserlebnisses im Verhältnis zum Herstellungsaufwand sind eine ganze Reihe neuer Rezepte in die engere Auswahl gekommen. Gemischt mit etablierten Klassikern dürft Ihr Euch auf folgende Leckereien am Buffet freuen (Änderungen vorbehalten):

   * Tomatensuppe
   * Chili Con Carne
   * Lammkeule mit Safran
   * gefüllte Pilze
   * Kleine Kartoffeln mit Bergkäse
   * Speckröllchen mit Pflaumen
   * Marinierte Champis
   * Tomate Mozarella Basilikum-Spießchen
   * Oliven-Käse-Aufstrich
   * Avocadocreme
   * Süß saure Möhren
   * geröstete rote und gelbe Bete
   * Couscous mit Aprikosen und Kürbis
   * Ruccola, Tomate, Parmesan
   * Kartoffelsalat mit Ei, Gurke, Apfel und Mayo
   * Nudelsalat mit Champis
   * Würstchen im Schlafrock
   * Zwiebel-Lauch-Kuchen
   * Oregano-Prosciutto-Rolle
   * Kräuterpfannkuchen mit Avocado-Butter
   * Gurken-Lachs-Häppchen
   * Karamelisierte Äpfel auf Pumpernickel
   * Fleischbällchen
   * Kürbishäppchen mit Haselnusspesto
   * Kaviar-Eier
   * gefüllte Eier mit Oliven
   * Altländer Apfelkuchen
   * Käseplatte
   * Obstplatte

Für die kleinen Chemnitzer-Catering-Tage hat sich auch schon ein bewährt schlagkräftiges Küchenteam gebildet. Einer entspannten Begegnung demnächst am Buffet steht also nichts mehr im Weg!