Freitag, 26. Juni 2009

Alpines

Dem sächsischen Schmuddelwetter entronnen konnten wir kürzlich eine schöne sommerliche Urlaubswoche in den österreichischen Alpen verbringen. Auch wenn erhebliche Schneereste das Fortkommen in den hochalpinen Regionen oberhalb von etwa 2200 m verhinderten, konnten wir doch einige schöne Bergtouren machen. Die Gegend um unser Quartier in Leogang bietet dazu reichlich Möglichkeiten, viele Gipfel knapp über 2000 waren in unmittelbarer Nähe. Wenn man eine gewisse Höhe erreicht hatte, erinnerte einen der Anblick der Kette der Hohen Tauern auch daran, dass es gar nicht all zu weit weg noch deutlich höher geht, allerdings waren die über 3000er alle noch tiefst verschneit und allenfalls für Skitouren zugänglich. Dafür zeigte sich die hochalpine Flora von ihrer schönsten Seite, unzählige Bergwiesen voller bunter und mir weitgehend unbekannter Blüten bildeten zusammen mit den hochalpinen Panoramen die Höhepunkte unserer Bergtouren.
Natürlich musste sich auch dieses Mal unser Quartier an unserer Referenz, dem Böglerhof, messen und da ist es schon sehr schwer mitzuhalten. Das Holzhotel Forsthofalm bot uns einen sehr angenehmen Aufenthalt, gutes, wenn auch kein herausragendes, Essen und einen freundlichen Service, der allerdings durch einige kleine Pannen geschmälert wurde. Nachdem wir wussten, dass sich die überaus freundliche Chefin pro Bestellvorgang nur ein Item merken kann, funktionierte aber alles merklich besser. Absolut spektakulär war der Saunabereich des Hotels, der sich im obersten Stockwerk befand und wo man aus der Sauna durch große Panoramascheiben die umliegenden 2000er und das Leoganger Tal bewundern konnte.
Die meiste Zeit verbrachten wir freilich außerhalb des Hotels. Gleich am ersten Tag ging es in zweieinhalb Stunden 1200 Höhenmeter über gesicherte Steige zur Passauer Hütte (ca. 2000 m), dann nach ausgiebiger Rast noch mal 200 m höher auf den Hochzint, die umliegenden noch höheren Gipfel waren leider sowohl zeitlich als auch schneetechnisch nicht mehr zu erreichen. Am folgenden "Ruhetag" ging es über eine schöne wiederum gesicherte Felswandtour mit "nur" 600 Höhenmetern zur Steinalm mit einer zünftigen Jausen.
Danach gab es noch einen echten Ruhetag, an dem sich die Berge in Wolken hüllten und wir bei leichtem Nieselregen Zell am See erkundeten und den namensgebenden See umrundeten, wor wir auch voller sportlichem Ehrgeiz den als schwarzen Steig markierten Weg nahmen, der sage und schreibe 50 Höhenmeter mit sich brachte.
Damit war die Zeit am nächsten Tag dann reif für eine Gewalttour, von Fieberbrunn aus ging es mit dem Lift, zunächst auf etwa 1600 m und dann über den Wildsee auf den Wildseeloderer (ca. 2100 m). Von dort nahmen wir in einem Anflug von Tollkühnheit den Fieberbrunner Höhenweg in Angriff. Auf diesem unterwegs konnten wir einen weiteren Gipfel nicht links liegen lassen, also war auch noch der Bischof (auch ca. 2100) dran. Den Rückweg nach Fieberbrunn zur Bodenstation der Bergbahn mussten wir dann im Eiltempo nehmen um unsere Wellnesstermine nicht zu verpassen, was der Tour mit ihren über 25 km und etlichen Höhenmetern den Gewaltmarschcharakter verpasste. Dank einer hocpräzisen Restlaufzeitvorhersage mittels kalibrierter Grashalme konnten wir aber immerhin unterwegs noch auf zwei Radler einkehren und waren rechtzeitig zur Massage im Hotel Forsthofalm.
Als ob das nicht genug wäre, stand dann am nächsten Tag noch mal eine ernsthafte Tour auf dem Programm, nämlich von ca. 800 Höhenmetern über eine schöne Grattour vom Kuhfeldhörndl bis zum Spielberghorn knapp über 2000 und dann nach sehr steilem Abstieg zur Einkehr bei der Lindlalm, wo man einen leckeren Kaiserschmarrn servierte. Auf dieser Tour hatten wir allerdings wesentlich mehr Zeit, so dass wir lang und oft faul auf Bergwiesen rumliegen konnten. Damit war aber dann auch in Österreich Schluss mit schönem Wetter, am letzten Tag war wieder alles in Wolken, was wir aber sträflich ignorierten und allerhand Geld inverstierten um in 2000 m Höhe statt den Kapruner Hochgebirgsstauseen nichts als Nebel zu sehen. Immerhin gab es aber dabei eine spektakuläre Fahrt mit einem riesigen offenen Schrägaufzug und letztlich rundete eine spektakuläre Klammwanderung den Tag dann doch noch ganz schön ab. Schließlich ging es nach einer Höhlenbesichtigung und einer Stippvisite bei den Döners in Burghausen mit Sonnenwendfeuer wieder nach Hause in den ewigen Regen dieses misslungenen sächsischen Junis.

Sonntag, 7. Juni 2009

Zschopautal zum Zweiten

Heute haben wir noch mal einen neuen Abschnitt der Erwanderung des Zschopautals in Angriff genommen. Von Sachsenburg (nahe Frankenberg) ging es auf der linken Flusseite bis kurz vor Mittweida, dort über die Brücke und auf der anderen Seite wieder zurück.
Insgesamt eine sehr abwechlungsreiche Tour durch eine schöne, oftmals weite und offene Flusslandschaft mit vielen Auen aber auch steilen Felswänden, also allem was der Wanderer braucht. Lustig anzusehen ist die Kahnfähre Anna, etwa auf halber Strecke. Am Scheitelpunkt der Strecke verkehrt auf der Ostseite des Flusses auch eine historische Erzbahn, die heute aber nur noch Touristen befördert. Die beiden Schlösser an der Strecke, Sachsenburg und Zschöppichen sind leider in bedauernswertem Zustand und weit von einer Touristenattraktion entfernt.

Kulturschock in Chemnitz

Kulturschock in Chemnitz, so könnte man das Wochenende grob beschreiben. Da soll mal einer sagen, Chemnitz habe kulturell nichts zu bieten. Es begann am Freitagabend mit der Nacht der offenen Kirchen, die uns in immerhin 5 Chemnitzer Kirchen führte. Bei Luthers gab es romantische Orgelmusik an der Sauer Orgel, die wie die ganze Kirche in feinstem Jugendstil gestaltet ist. Dann besichtigten wir die Jugendkirche, Jakobi und Petri. Während man bei Jakobi sehr beflissen betete quälte man in der Petrikirche allerlei Blechinstrumente - beides hielten wir nur wenige Minuten aus. Daraufhin zog es uns zur Kreuzkirche, wo interessante Konzerte avisiert waren, die unsere Erwartungen dann aber bei weitem übertrafen.
Zuerst gab es die Goldberg Variationen, aber nicht etwa wie gewohnt am Klavier oder gar Cembalo, sondern in einer Variante für Streichertrio. Eine absolut hinreissende Interpretation, die mir sogar fast interessanter als die Klaviereinspielungen erschien. Die einzelnen Stimmen erscheinen wesentlich transparenter und man denkt fast, das Stück wäre für diese Instrumente geschrieben worden.
Das zweite Konzert in der Kreuzkirche bestritt dann der Chor "Die Kantorianer" unter Leitung von Martin Sturm. Martins verschiedene Chöre sind mir ja lange für solide Chormusik bekannt, aber was die Kantorianer zum besten gaben, war absolut spektakulär, Chormusik auf hohem Niveau und mit einem ebenso interessanten wie anspruchsvollen Repertoire. Zu dieser Entwicklung kann man echt nur gratulieren, zumal wenn man bedenkt, dass dort ausschliesslich Laien auftreten, die sich auch nur selten zu Proben treffen.
Abgerundet wurde der angenehme Abend in der Kreuzkirche aber auch durch viele angenehme Begegnungen mit Freunden und Bekannten, so dass wir schließlich mit Pfarrers und Martin noch bis weit in die Nacht bei angeregtem Gespräch versumpften.
Am Samstag haben wir es dann, dank des miesen Wetters, endlich mal geschafft, die Sammlung Gunzenhauser zu besuchen. Man kann der Stadt zu dieser Kunstsammlung eigentlich nur gratulieren. Die präsentierte Auswahl von Werken von Dix, Jawlensky, Münter und wie sie alle heissen kann sicher in der Oberliga der Kunstsammlungen mitspielen. Die Vielzahl der gezeigten hochkarätigen Werke einzelner Künstler erlaubt es, Entwicklungen nachzuvollziehen, insbesondere bei Jawlensky wird das durch eine kluge Hängung auch schön unterstützt. Nicht zuletzt trägt aber auch das Gebäude und dessen architektonische Umgestaltung zum guten Eindruck dieses Muesums bei, die durchgehende Treppe, die immer wieder Blicke zur Sammlung erlaubt, ist ein architektonischer Geniestreich. Aber auch die Ruheecken mit den bodentiefen Fenstern sind absolute Blickfänge, die zum Betrachten des lebenden Gemäldes Großstadt einladen.
Schließlich sind wir Samstag abend noch in der Oper gewesen bei der Westsidestory. Eine sehr schöne und lebendige Inszenierung mit der großartigen Musik von Bernstein und vielen exzellenten Tanzeinlagen der Chemnitzer Company. Etwas gelitten hat die Aufführung allerdings unter der mangelnden Stimmkraft insbesondere der weiblichen Darsteller. Einzig die Rolle des Tony konnte stimmliche Glanzpunkte setzen. Das sollte eigentlich, auch wenn es "nur" Musical ist, besser gehen, wenngleich es sicher nicht leicht ist, Künstler zu finden, die ebenso souverän tanzen wie singen können.
Alles in allem ein tolles Kulturwochenende nach dem man gar nichts anderes kann, als heute ein Partei zu wählen, der man zutraut, dieses kulturelle Niveau in Chemnitz zu halten.

Dienstag, 2. Juni 2009

La Vinotheque

Am vergangenen Pfingstwochenende hat uns das Wetter die Planungen gründlich verdorben und das Gourmet-Grillen musste abgesagt werden. Das wiederum eröffnete uns aber Freiräume, mal wieder lecker essen zu gehen, und das hat sich diesmal wirklich wieder gelohnt.
Wir entschlossen uns, der Vinotheque einen Besuch abzustatten. Das Essen kam in gewohnter Qualität, ohne große Mätzchen, einfach nur sehr gute Zutaten auf den Punkt zubereitet. Die als Vorspeise gereichten Ziegenkäseravioli waren phantastisch, unglaublich aromatisch und lecker gefüllt. Die Kombination von überaus saftigem Schwein (Apfelschwein?) und Blutwurst mit Pinienkernen als Hauptgericht zeigte, dass auch Deftiges nicht plump daherkommen muss. Schließlich rundeten verschiedene köstliche Desserts das Essen ab, wovon das Zitronenküchlein mit Holunderblütensorbet wohl das Köstlichste war. Der freundliche und souverände Service tat ein Übriges zu einem gelungenen Abend. Herausragend war auf jeden Fall auch die Weinbegleitung zum Essen, insbesondere der Dessertwein, der absolut perfekt mit dem Holunderblütenaroma der Nachspeise harmonierte. Alles in allem sehr empfehlenswert, auch wenn die Vinotheque offenbar noch bei keinem der großen Gourmetführer gelistet ist.
Bei Tisch entspann sich übrigens eine lebhafte Diskussion um Pfingsten und so skurrile Bräuche wie das Schmücken des Pfingstochsen. Über die theologische Bedeutung von Pfingsten wurden wir am nächsten Tag von Pfarrer Zahn in Saxdorf aufgeklärt - jetzt weiss ich, dass Pfingsten das Fest der Bewegung ist, wenngleich mir die Ausschüttung des Heiligen Geistes noch immer etwas abstrakt erscheint. Und, die Pfingstochsen gibt es wirklich ;)
Passend zum Essen am Vortag konnten wir am Samstag dann den Duft von ungezählten Holunderblüten im Park von Strehla in natura erleben, ein unglaublich intensiver Duft, der nur noch von dem schweren süßlichenDuft der Rosen übertoffen wurde, die wir wenig später im Pfarrgarten Saxdorf bewundern konnten. Auch wenn der harte Winter dort schwere Schäden hinterlassen hat, es sind immer noch unzählige üppig blühende Rosen übrig, und der Außenstehende vermisst kaum etwas.